Das alte Gebäude des Thalia Theaters wurde von den Architekten Franz Georg Stammann und Auguste de Meuron konzipiert und 1843 gegenüber dem heutigen Bau errichtet. Der größere Neubau wurde 1912 unter Leitung des Regisseurs Leopold Jessner am Pferdemarkt, heute: Gerhart-Hauptmann-Platz, (Architekten Werner Lundt und Georg Kallmorgen) mit 1300 Plätzen eröffnet. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude weitgehend zerstört, Ende der fünfziger Jahre restauriert und im Dezember 1960 wiedereröffnet.
Das Thalia Theater ist eines der drei Hamburger Staatstheater, eine Sprechtheaterbühne mit einem festen und viel gerühmten Ensemble. Es gibt auf der großen Bühne ca. 1.000 Plätze, das Repertoire umfasst etwa 20 Produktionen, die täglich wechselnd oder in Blöcken gespielt werden. Pro Spielzeit gibt es etwa neun neue Premieren im Großen Haus am Alstertor.
Kartenkasse
Mo-Sa 10-19 Uhr
So und Feiertage 16-18 Uhr info@thalia-theater.de
Tel. 040.32814-444, Fax -212
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Bewertungen & Berichte Thalia Theater
Schauspiel
König Lear
von William Shakespeare / Neuübersetzung von Miru Miroslava Svolikova / Regie Jan Bosse
Premiere: 2.4.2023
Jetzt ist es aber wirklich genug mit der Herrschaft des alten weißen Mannes! Lasst endlich die Jungen ran, am besten junge Frauen! – So denkt hier der König selbst. Nun gilt es, den Nachlass zu ordnen, die gerechte Verteilung unter den drei Töchtern zu klären und sich mit Würde aus der Politik zurückzuziehen. Doch ganz so leicht ist es mit dem Loslassen von Macht leider nicht. Als die schmeichelnde Liebesbekundung der jüngsten und geliebtesten Tochter nicht wie gewünscht geliefert wird, enterbt er sie kurzerhand. Überhaupt überkommt es Lear angesichts seiner schwindenden Autorität, noch mal alles um sich herum anzuzünden und in Schutt und Asche zu legen, auf offensichtliche Heuchler zu setzen, bis ihm nichts mehr bleibt. Altersstarrsinn? Panik? Größenwahn? Beginnende Demenz? Das hilflose Klammern am geliebten Herrschertum? Anscheinend eine Schwäche, die nicht nur ihn betrifft; denn auch Graf Gloucester, einst sein Vertrauter, setzt auf das falsche Kind und schafft es nicht, würdevoll aus dem Spiel der Macht auszusteigen.
Warum ist es so schwer, loszulassen? Wer trägt die Verantwortung für das Erbe? Und welche Bedingungen darf man an die Nachfolgenden stellen? „Du hättest nicht alt sein sollen, bis du weise gewesen bist!“, resümiert der Narr, Lears letzter Begleiter in der stürmischen Heide.
Jan Bosse ist ein erfahrener Shakespeare-Regisseur. Mit „Hamlet“ und „Viel Lärm um nichts“ wurde er zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Am Thalia Theater inszenierte er „Was ihr wollt“, am Burgtheater „Othello“, in Frankfurt „Richard III“ und in Köln „Falstaff“.
Regie: Jan Bosse
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Kathrin Plath
Dramaturgie: Christina Bellingen
Termine
So, 2.4.2023, 19:00 | Premiere
Di, 4.4.2023, 19:00
Mi, 5.4.2023, 19:00und weitere Termine
Olga, Mascha und Irina leben ein abgesichertes Leben. Das, was draußen passiert, betrifft sie wenig. Was für eine Erleichterung! The party can go on!
In nervöser Unruhe verklären sie ihre Erinnerungen und hoffen, dass alles für sie persönlich bald besser laufen wird. Ganz beschäftigt mit der Suche nach – ja, nach was denn eigentlich? Eine unsichtbare Macht scheint sie daran zu hindern, ihr Leben in die Hand zu nehmen, sich eine Aufgabe zu stellen, einen Entwurf zu machen, oder zumindest eine Skizze davon. Stattdessen lieben und feiern sie zum Zeitvertreib, machen dem trägen Bruder das Leben schwer und verachten ihre Schwägerin, die als einzige für den Nachwuchs sorgt, der die herbeigesehnte Zukunft bevölkern könnte.
Draußen exerziert das Militär, dessen schmucke Vertreter das Liebesleben anstacheln und die man gerne bei sich zu Hause zu Besuch hat. Aber welcher Krieg wird hier eigentlich vorbereitet? Auf wessen Kosten gefeiert? Solche Fragen stellt man sich nicht in den Salons.
Zwischen der Hoffnung auf eine glorreiche Zukunft und der festen Überzeugung, dass früher alles besser war, stecken Tschechows „Drei Schwestern“ schon länger als hundert Jahre fest. Sie feiern Geburts- und Namenstage, lassen sich bedienen, trinken auf schattigen Terrassen ihren zumeist heißen Tee aus dem Samowar, verschließen die Augen vor dem eigenen Untergang und sind froh über alles, was sie nicht direkt betrifft.
Und wir? Wir schauen ihnen schon viele Spielzeiten beim Feiern und Jammern zu. Zeit für eine Befragung
Regie: Anne Lenk
Bühne: Judith Oswald
Kostüme: Sibylle Wallum
Dramaturgie: Susanne Meister
Musik: Lars Ehrhardt, Camill Jammal
Licht: Jan Haas
Termine
Do, 27.4.2023, 19:00 | Premiere
Fr, 28.4.2023, 19:00
Fr, 5.5.2023, 20:00und weitere Termine
„Ich bin nicht sicher, ob man so etwas Schönes wie ein Grünkohlessen wirklich mit so etwas Tiefgehendem wie einer Intervention verbinden sollte. Wenn man Pech hat, dann gräbt sich das bei Jannis so tief ein, dass er danach nie wieder Grünkohl essen will.“
Markus, Frau Katja, Schwester Gudrun und deren Mann Helge wollen eine Intervention für Jannis, den missratenen Sohn aus Markus’ erster Ehe mit Silvie, organisieren. Silvie sowie Gisela, eine alte Freundin der Familie, und Gwendolyn, Tochter von Katja aus erster Ehe, werden zur Mitwirkung vergattert, der vorgetäuschte Anlass ist ein Grünkohlessen. Langsam kommt die Interventionstruppe in Wallung, aber erst ein überraschend auftauchender Bote sorgt dafür, dass der Patchworkfamilie alle Sicherungen aus dem Kasten fliegen. Und dann ist da noch der geheimnisvolle „Alte Mann“, der gerne mitreden will, auf den aber keiner hört...!
Leander Haußmann inszeniert nach Kleists „Amphitryon“ und Molières „Der Geizige“ eine mit dem Schriftsteller und Musiker Sven Regener verfasste Komödie für das Ensemble des Thalia Theater. Haußmann und Regener verbindet eine lange Arbeitsbeziehung: Sven Regener komponierte mit der Band Element Of Crime den Soundtrack für Leander Haußmanns Inszenierung von „Peter Pan“ (2000) am Bochumer Schauspielhaus, Sven Regeners Roman „Herr Lehmann“ wurde von Leander Haußmann 2003 verfilmt, gemeinsam schufen sie die Filmkomödie „Hai-Alarm am Müggelsee“ (2013) und das Stück „Die Danksager“, eine Auseinandersetzung mit dem Nobelpreis für Bob Dylan (2017).
Nach über 20 Jahren und vielen erfolgreichen Thalia-Inszenierungen kommt Robert Wilson zurück. Er inszeniert jedoch kein Musiktheater, sondern kehrt zu seinen Avantgarde-Ursprüngen in der New Yorker Minimal Art zurück. Mit dem Komponisten Philip Glass und der Choreographin Lucinda Childs hat er zwei Partner der frühen Jahre mit ins Boot geholt. Mitten in der Pandemie haben wir uns über die Gattung Mensch unterhalten – über unsere empfindliche Vulnerabilität und die ungeheuren Räume menschlicher Phantasie, über unser Stolpern und unsere Begabung zu fliegen. Wir sehen uns gern als Zentrum und sind doch nur ein winziges Sandkorn in einem Millionen von Galaxien umfassenden Kosmos. Ausgerechnet ein Mensch wie Stephen Hawking, der mit einem großen Handikap umzugehen hatte, war mit seinem Geist unermüdlich im All unterwegs, hat Galaxien, schwarze Löcher und den „Big Bang“ erforscht und Fragen über Fragen gestellt: unser aller Fragen. Zugleich hat er die Menschheit vor ihren zivilisatorischen „Todsünden“ gewarnt und ist angesichts der großen Zukunftsfragen dennoch Gestaltungsoptimist geblieben – eine Ikone des Menschseins, ein Popstar auch. Die Doomsday Clock ist dennoch auf 100 seconds to midnight vorgerückt.
Mit der libanesischen Autorin und Malerin Etel Adnan haben wir eine große Poetin gefunden, die sich in ihrem Werk für Fragen von Kosmos und Raumfahrt, für Galaxien und Raum-Zeit interessiert hat.
Regie, Bühne, Licht: Robert Wilson
Musik: Philip Glass
Co-Regie: Nicola Panzer
Co-Bühne: Stephanie Engeln
Kostüme: Julia von Leliwa
Choreografie: Lucinda Childs
Licht: Marcello Lumaca
Video: Tomasz Jeziorski
Sounddesign: Dario Felli
Dramaturgie: Joachim Lux
Produktionsleitung: Christian Persico
Termine
Fr, 7.4.2023, 19:00
Sa, 8.4.2023, 20:00
So, 9.4.2023, 19:00und weitere Termine
Bewertungen & Berichte "H" 100 seconds to midnight
Schauspiel
Die Besessenen
von Albert Camus / Regie Jette Steckel
Nervosität liegt in der Luft. Eine Gruppe von Leuten findet sich zusammen, fiebrig und flirrend, als stünde etwas bevor. Jemand beißt einem, der sich nicht an der Nase rumführen lässt, ins Ohr. Ein anderer meint, man solle sich selbst umbringen, um Gott zu beweisen, dass es ihn nicht gibt.
Nihilismus, Sozialismus, Liberalismus, das paradoxe Verhältnis von Freiheit, Gleichheit und Despotismus – ein Kaleidoskop der Ideologien arbeitet sich aneinander ab. In subjektiver Vehemenz und blinder Radikalität sind hier alle auf ihre Art besessen – und beschäftigt mit der Frage nach der eigenen Schuld. Unter welchen Bedingungen darf man lieben oder überhaupt leben? Wann ist Verrat gerecht?
Albert Camus, Nobelpreisträger und einer der wichtigsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts, hat Dostojewskijs „Dämonen“ unter dem Brennglas der eigenen Existenzphilosophie verdichtet: Politische Ideen waren immer und sind bis heute Konstruktionen und Utopien, die das Absolute wollen und deshalb unweigerlich ins Absurde münden, in Terror oder legitimierten Mord.
Hausregisseurin Jette Steckel ist erfahrende Camus-Regisseurin. „Der Fremde“ lief über 10 Jahre sehr erfolgreich im Thalia in der Gaußstraße. Jetzt inszeniert sie Camus’ meisterhafte Dialoge zwischen politischer Debatte, großer Situationskomik und tiefer Tragik. „Die Besessenen“ ist Ausgangspunkt einer modernen Untersuchung eines Zustands zwischen Ohnmacht und Tatendrang, Ratlosigkeit und Zersplitterung: ein Hochdruckkessel.
Termine
Di, 25.4.2023, 20:00
Sa, 29.4.2023, 15:00
Mi, 3.5.2023, 20:00
Oper von Anna Calvi und Robert Wilson / nach der gleichnamigen Erzählung von E.T. A. Hoffmann
Come on lay me down in the hurricane
We’re gonna dance insane in the pouring rain
(Anna Calvi)
Ein großer Festsaal mit einem langen, üppig gedeckten Buffet, Blumenschmuck, einer Bühne für die Tanzkapelle und vielen leeren Stühlen, die – wie der einzige Kellner – auf die Gäste warten. Wer hat eingeladen und wer sind die Geladenen? Zu welcher Feierlichkeit kommt man hier zusammen? Ist es ein Bankett? Ein Familienfest? Eine Verlobung? Eine Trauerfeier? Eine Beschwörung der Geister?
„Der Sandmann“, E.T.A. Hoffmanns berühmtes Meisterwerk zwischen schwarzromantischem Schauermärchen und handfestem Albtraum bildet das Herzstück seiner Nachtstücke. In der Neuschöpfung, die der Theatermagier und Präzisionskünstler Robert Wilson zusammen mit der grandiosen britischen Singer-Songwriterin Anna Calvi kreiert hat, wird Hoffmanns Erzählung zu einer „Dark Opera“, die sich aufmacht, der Nachtseite des Mondes und der Seele einen betörend verstörenden Besuch abzustatten. Die Traumlogik beherrscht die musikalische Séance. Wie ein Vexierbild lässt sie verschiedene Realitäten und Zeitebenen ineinanderfallen und sich überblenden. Ein Trauma aus der Kindheit kehrt zurück. Und eine veritable Retraumatisierung bringt ganz real das Leben aller Beteiligten aus den Fugen.
Die Regisseurin Charlotte Sprenger hat u.a. „Vor dem Fest“ von Saša Stanišic´ und „Die Politiker“ von Wolfram Lotz auf die Bühne der Gaußstraße gebracht, wo sie mit „Hotel Savoy“ von Joseph Roth diese Spielzeit eröffnet. Mit „Der Sandmann“, dessen ursprünglich für März 2022 geplante Premiere verschoben werden musste, wird sie erstmals die Große Bühne bespielen.
Regie: Charlotte Sprenger
Musikalische Leitung: Philipp Plessmann
Bühne: Aleksandra Pavlović
Kostüme: Bettina Werner
Dramaturgie: Julia Lochte
Licht: Christiane Petschat
Termine
Fr, 31.3.2023, 20:00
Fr, 14.4.2023, 20:00
Sa, 6.5.2023, 20:00
Die dreißigjährige Schriftstellerin Natsuko hat jede Menge Fragen und sucht Antworten. Welche Schönheitsideale bestimmen das Leben? Wie lässt sich über Intimes reden? Wie verwirklicht sich der Wunsch ein Kind zu bekommen, bei gleichzeitiger Ablehnung körperlicher sexueller Begegnung?
Natsukos ältere Schwester Makiko will sich einer Brustvergrößerung unterziehen. Währenddessen ist Makikos zwölfjährige Tochter Midoriko von der einsetzenden Pubertät überfordert. Natsuko hadert mit der Frage, welche Rolle noch bleibt – als unverheiratete Frau, die nicht mehr Tochter ist und vielleicht nie Mutter sein wird.
„Brüste und Eier“ ist der zweite Teil der Familientrilogie von Christopher Rüping. Der erste Teil „Einfach das Ende der Welt“ nach Jean-Luc Lagarce feierte 2020 seine Premiere am Schauspielhaus Zürich. Anhand unterschiedlicher Stoffe und ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit befragt Rüping gemeinsam mit seinem jeweiligen Ensemble in drei voneinander unabhängigen Arbeiten das Konstrukt der Familie im 21. Jahrhundert. Ging es bei „Einfach das Ende der Welt“ um die Rückkehr des verlorenen Sohns und den verzweifelten Versuch, der eigenen Herkunft zu entkommen, so wendet sich „Brüste und Eier“ zentral der Frage nach Mutterschaft und der Abkehr vom konventionellen Familienbild der vergangenen Jahrzehnte zu.
Regie: Christopher Rüping
Bühne: Jonathan Mertz
Kostüme: Lene Schwind
Musik: Christoph Hart
Video: Rasmus Rienecker
Choreografie: Saori Hala
Dramaturgie: Matthias Günther
Musik: Christoph Hart
von Dörte Hansen / Bühnenfassung von Anna-Sophie Mahler
„De Welt geiht ünner“, sagte Marret Feddersen. Seit die Landvermesser zur Flurbereinigung kamen, veränderte sich Brinkebüll. Aus kleinen Feldern wurden große Ackerflächen und aus Sandwegen Asphaltstraßen. „Das ganze Enge, Schiefe und Beschränkte, das Verwinkelte und Zugewachsene, das Umständliche“ wurde abgeräumt. Als die Landvermesser Brinkebüll wieder verließen, war Marret Feddersen schwanger. So kam Ingwer auf die Welt. Weil Marret leicht „verdreiht“ war, kümmerten sich die Großeltern um den Jungen. Früh stand Ingwer mit Großvater Sönke hinter dem Tresen des Dorfkrugs, den er später einmal übernehmen sollte. Aber Ingwer verließ das Dorf, um in der Stadt zu studieren. Mit bald 50 kehrt er zurück, um die Großeltern zu pflegen und sein eigenes Leben neu zu sortieren. Im Dorfkrug erinnert er sich an die Zeit, als er auf Marrets Füßen stand und sie Schlager sang. Ohrwürmer, die von Tränen, Träumen und gebrochenen Herzen handelten. „Wir wollen niemals auseinandergehn.“
„Die norddeutsche Tiefebene zwischen Hamburg und Küste hat eine literarische Stimme, die die Leserinnen und Leser zu Hunderttausenden begeistert“ (Der Spiegel) und die Kritik von einem „literarischen Ereignis“ sprechen lässt: Die Autorin Dörte Hansen aus Husum, die nach „Altes Land“ mit „Mittagsstunde“ vom Verschwinden der ländlichen Welt erzählt. Es ist ein Roman über das fiktive norddeutsche Dorf Brinkebüll, das den Strukturwandel in der modernen Landwirtschaft in den 1960er Jahren erlebt. Dörte Hansen sagt: „Es endet das Zeitalter der Sesshaftigkeit. Aus dem lebendigen Kosmos Dorf ist ein Schlafort geworden, wo man heute nichts mehr machen kann, nicht mehr zur Schule geht, nicht mehr einkaufen kann, sich nicht mal mehr im Gasthof betrinkt.“
Schauspiel- und Opernregisseurin Anna-Sophie Mahler, die 2016 mit Ihrer Inszenierung von Josef Bierbichlers Roman „Mittelreich“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen war, wird „Mittagsstunde“ für die Bühne des Thalia Theater adaptieren.
Regie: Anna-Sophie Mahler
Bühne: Katrin Connan
Kostüme: Pascale Martin
Dramaturgie: Matthias Günther
Musik: Volker Zander
Video: Georg Lendorff
Licht: Jan Haas
Als Hamlet nach Hause kommt, ist alles anders: sein Vater tot, die Mutter neu verheiratet mit dem Bruder ihres verstorbenen Mannes. Dieser führt nun die Staatsgeschäfte, verschärft die politische Rhetorik, rüstet auf. Nachts erscheint Hamlet der Geist des toten Vaters, beschuldigt den eigenen Bruder des Giftmords und fordert Hamlet zur Rache auf.
Die Welt ist aus den Fugen – soweit der eindeutige Befund. Aber was tun? Hamlet jedenfalls kommt dem Willen zur Tat eine diffuse Handlungsunfähigkeit dazwischen: mal steht ihm das Gefühl, mal das Gewissen, mal das Denken im Weg. Der Wahnsinn, den er bei klarem Verstand als Maskierung wählt, um unerkannt und ungestört nach der Wahrheit zu suchen und seine Rachepläne umzusetzen, frisst sich zunehmend in die Realität. Die Grenzen zwischen Jäger und Gejagtem, Aufklärung und Paranoia, Wahnsinn und Methode werden fließend. Bis weder den anderen noch sich selbst mehr zu trauen ist. Nicht einmal der geliebten Ophelia. Freunde werden zu Spitzeln, Verwandte zu Mördern, das Gebotene wirkt falsch und das Falsche geboten. Hamlet ist beides: ein Imperativ, der Verkommenheit der Welt im fortwährenden Protest die Stirn zu bieten, und ein Menetekel. Am Ende sind fast alle tot – „Der Rest ist Schweigen.“
Mit Hamlets Tragödie bringt die Thalia Hausregisseurin Jette Steckel nach „Romeo und Julia“ und „Der Sturm. A Lullaby for Suffering“ ihren dritten großen Shakespeare auf die Bühne des Thalia Theater.
Regie: Jette Steckel
Bühne: Florian Lösche
Kostüme: Pauline Hüners
Musik: Dominique Dillon de Byington, Samuel Savenberg
Dramaturgie: Julia Lochte
Manchmal ist mit der Erinnerung keine intakte Gegenwart mehr möglich. Weil es zu schmerzhaft ist, sich unentwegt vorzuhalten, dass man am Leben geblieben ist. Drei Frauen treffen sich 2019 in Brüssel auf der Retrospektive ihrer toten Freundin, einer renommierten Fotografin. Ihre Bilder sind Anlass für die gemeinsame Erinnerung, zurück an Tiflis, Ende der 80er Jahre: Vier junge, selbstbestimmte Frauen leben ihre besondere Freundschaft und berauschen sich an ihren ersten Lieben. Es ist ein Tanz auf dem Vulkan. Sie feiern die Gnadenfrist, die ihnen die Unkenntnis über die Zukunft gewährt, darüber, was die ersten Jahre der georgischen Unabhängigkeit bringen werden: Bandenkriege, Kalaschnikows und Panzer und einen Staat, der keine Sicherheit mehr garantiert, in dem das Leben zum Überleben wird. Und trotzdem gab es Menschen, die sich dafür entschieden haben, Menschen zu bleiben und diese Entscheidung gegen alle Widerstände verteidigten. Man hat immer eine Wahl, aber vielleicht nicht immer die Kraft, die richtige zu treffen.
Hausregisseurin Jette Steckel vollendet mit der Inszenierung von „Das mangelnde Licht“ nach „Das achte Leben (Für Brilka)“ und „Die Katze und der General“ die Trilogie ihrer Adaptionen der großen Nino Haratischwili-Romane für die Bühne - und widmet sich erneut der Frage nach Verantwortung: Wie handelt man moralisch richtig in einer Welt, die jeder Logik zu entbehren scheint?
Regie: Jette Steckel
Bühne: Florian Lösche
Kostüme: Sibylle Wallum
Dramaturgie: Emilia Linda Heinrich
Musik: Mark Badur
Video: Zaza Rusadze
Choreografie: Yohan Stegli
Licht: Paulus Vogt
Auf der Thalia Bühne treffen sich an einer Bushaltestelle die Königinnen „Maria Stuart und Elisabeth“ zum Duell. Beide hoffen auf eine Zukunft ohne die andere, um endlich frei atmen zu können. „Das ist der Augenblick der Freiheit, wenn jede Angst des Irdischen von einem abfällt.“ Karin Neuhäuser und Barbara Nüsse spielen nach fast zwei Jahre Fahrplanänderungen ihr grandioses Königinnenduell in der Inszenierung von Antú Romero Nunes im Thalia Theater.
Und im Anschluss jagt eine junge Frau den Woyzeck durch die Nacht.
Regie: Antú Romero Nunes
Bühne: Matthias Koch
Kostüme: Victoria Behr
Dramaturgie: Matthias Günther
Musik: Anna Bauer, Johannes Hofmann
Mit: Barbara Nüsse, Karin Neuhäuser
Willkommen in unserer Mediathek! Hier finden Sie die im Lockdown entstandenen Video-Reihen "Theater der Lüfte", "Poesie-Ambulanz", "Ich erwarte die Ankunft des Teufels" oder "Es brennt noch Licht", den "SchillerWalk" und die "Hyperion-Miniaturen", die Thalia Podcasts und eine Übersicht über die kommenden Streams.
Das alte Gebäude des Thalia Theaters wurde von den Architekten Franz Georg Stammann und Auguste de Meuron konzipiert und 1843 gegenüber dem heutigen Bau errichtet. Der größere Neubau wurde 1912 unter Leitung des Regisseurs Leopold Jessner am Pferdemarkt, heute: Gerhart-Hauptmann-Platz, (Architekten Werner Lundt und Georg Kallmorgen) mit 1300 Plätzen eröffnet. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude weitgehend zerstört, Ende der fünfziger Jahre restauriert und im Dezember 1960 wiedereröffnet.
Das Thalia Theater ist eines der drei Hamburger Staatstheater, eine Sprechtheaterbühne mit einem festen und viel gerühmten Ensemble. Es gibt auf der großen Bühne ca. 1.000 Plätze, das Repertoire umfasst etwa 20 Produktionen, die täglich wechselnd oder in Blöcken gespielt werden. Pro Spielzeit gibt es etwa neun neue Premieren im Großen Haus am Alstertor. Kartenkasse
Mo-Sa 10-19 Uhr
So und Feiertage 16-18 Uhr info@thalia-theater.de
Tel. 040.32814-444, Fax -212